Ein Amerikaner, der Tamil spricht: Die beeindruckende Reise von Brian Linebaugh

Wie weit würdest du gehen, um eine fremde Sprache zu lernen? Für Brian Linebaugh, einen Dateningenieur aus Kalifornien, führte diese Frage zu einer Reise, die sein Leben für immer verändern sollte. Seine Leidenschaft für die Tamil-Sprache hat ihn nicht nur dazu gebracht, diese über zwanzig Jahre zu lernen, sondern auch dazu, eine beeindruckende Dokumentation über die Tamil-Kultur und -Traditionen zu schaffen: Beyond Words – Stories from Tamil Landscapes.

Der Beginn einer außergewöhnlichen Reise

Brians Faszination für Tamil begann in seiner Schulzeit in Kalifornien. Während seine Klassenkameraden sich für Gitarre oder Fußball entschieden, war er von den Klängen des Tamil, das von indischen Mitschülern gesprochen wurde, fasziniert.  „Da war etwas an der Sprache, das mich einfach angezogen hat“, erinnert er sich.  Er begann, sich Grundbegriffe wie manjal (gelb) und gnayiru (Sonntag) beizubringen. Doch schnell wurde ihm klar, dass er mehr wollte – er wollte Tamil fließend sprechen.

Mit 19 Jahren traf Brian die radikalste Entscheidung seines Lebens: Er packte seine Koffer und reiste allein ins tausende Kilometer entfernte Madurai in Tamil Nadu. Dort tauchte er tief in die Sprache und Kultur ein. Tagsüber lernte er bei einem pensionierten Tamil-Professor die Grundlagen der Sprache, abends übte er auf den belebten Straßen von Madurai, indem er Bananenstände ansprach oder Fahrpreise an Auto-Rikschafahrer verhandelte. „Es war dieser tägliche Kontakt mit den Menschen, der mir geholfen hat, die Sprache wirklich zu verstehen“, sagt Brian mit einem Lächeln.

Eine Leidenschaft, die Grenzen überschreitet

Nach seiner Zeit in Madurai vertiefte Brian sein Wissen in den USA und absolvierte einen Master in Tamil an der University of California, Berkeley, unter der Leitung des renommierten Professors George Hart. Doch Tamil ist keine einfache Sprache. „Für Muttersprachler mögen gesprochene und geschriebene Tamil ähnlich sein, aber für uns Ausländer sind das fast zwei verschiedene Sprachen“, erklärt er.

Diese tiefe Verbindung zur Sprache und Kultur war die treibende Kraft hinter seinem Dokumentarfilm Beyond Words. Brian und seine Frau Janaki Seetharaman reisten dafür in vier Länder – Indien, Sri Lanka, Malaysia und Singapur – und sprachen mit über 200 Menschen. Ursprünglich wollte Brian die verschiedenen tamilischen Dialekte dokumentieren, doch bald wurde klar, dass der Film mehr als nur Sprache abdecken würde. „Es wurde eine Feier der tamilischen Kultur und Künste“, sagt er. Vom Straßentheater Therukoothu bis zur Schattenpuppenkunst Tholpavakoothu zeigt der Film die Vielfalt und Schönheit tamilischer Traditionen.

Die tiefe Seele der Tamil-Kultur

Für Brian gibt es ein Element der tamilischen Kultur, das ihn besonders bewegt: Virundhombal – die Gastfreundschaft. Während der Dreharbeiten erlebte er unzählige berührende Momente, doch einer bleibt ihm besonders im Gedächtnis. In einem kleinen Dorf in der Kongu-Region wollte er eine ältere Frau interviewen, die Palmzuckerwürfel herstellte. Trotz ihrer bescheidenen Verhältnisse fragte sie ihn immer wieder, ob sie ihm Tee oder Essen anbieten könne. „Sie hatte so wenig, aber behandelte uns wie Familie. Ich bekomme heute noch Tränen in den Augen, wenn ich daran denke“, erzählt Brian.

Die Reise geht weiter

Auch nach zwanzig Jahren Tamil-Lernen ist Brian bescheiden: „Es ist immer noch schwierig, fließend zu sprechen.“ Doch sein Engagement, die Sprache und Kultur zu ehren, bleibt ungebrochen. Mit seinem Dokumentarfilm, der kürzlich beim Jaipur International Film Festival Premiere feierte, will er ein weltweites Publikum erreichen und die Schönheit der tamilischen Kultur mit anderen teilen.

Zum Abschied verspricht Brian: „Das nächste Mal sprechen wir nur auf Tamil.“ Wir freuen uns darauf, Brian – Naanga kaatirukirom!

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